Gespräch mit einem Gipfelstürmer

Håkon und seine Freundin Kristin haben wir beim Aufstieg des Gipfels Narvtinden kennen gelernt. Auf einer Passhöhe kurz vor dem letzten Stieg fielen uns zwei Wanderer in Begleitung eines kleinen schwarzen Hundes auf, die mit zügigem Schritt eine 40°-Steigung erklommen. Trotz der kurzen Entfernung, die uns trennte, konnten wir sie erst am Gipfel erreichen, wo wir dann sofort sympathisierten… 
Håkon ist Norweger, 33 Jahre alt, und war sofort bereit, unsere Fragen zu beantworten. Wir vereinbarten ein Treffen… in der Natur auf einem kleinen Gipfel oberhalb der Ebene von Leknes, nur wenige Schritte vom Krankenhaus Gravdal entfernt, in dem er als Radiologe arbeitet. Wir befinden sich auf seinem „Lieblingsterrain“. Abends kommt er hierher zum Laufen oder zum Frische-Luft-Tanken.
 
HakonLofoten-Wandern: Betreibst Du noch andere Sportarten neben dem Wandern?

Håkon: Ich war ein sehr aktiver Skilangläufer (langrennsløper), aber das ist inzwischen schon eine Weile her. Als ich noch jünger war, wollte ich mich ernsthaft dieser Disziplin widmen, aber mit 17 Jahren musste ich aufgrund verschiedener Verletzungen mit diesem Sport aufhören. Zuerst hatte ich eine Verletzung am Knie, aber die Ursache konnte nicht festgestellt werden. Als ich das Training dann wieder aufnahm, verletzte ich mich am Ellenbogen.

Lofoten-Wandern: Hast Du diesen Sport auf hohem Niveau ausgeübt?

Håkon: Na ja, mit 16 war ich nordnorwegischer Meister meiner Kategorie (nord norges mesterskap). Aber danach kamen keine weiteren Titel mehr hinzu. Aber ich trainiere natürlich weiter. Ich trainiere gerne und möchte körperlich fit bleiben. Im Sommer laufe ich und im Winter mache ich Ausdauertraining und weiterhin Skilanglauf, Klassisch und Skating. Im Winter mache ich auch gerne lange Skiwanderungen, bei denen ich mit einem Pulk von Hütte zu Hütte laufe. Ich schlafe seltsamerweise auch im Winter gerne im Zelt. Den Meisten ist das zu kalt, aber mir macht es Spaß und zum Glück bin ich nicht sehr kälteempfindlich. 
Ich habe auch viel Glück mit meinen Arbeitszeiten im Schichtdienst im Krankenhaus. Häufig habe ich fünf, sechs freie Tage hintereinander, da fahre ich dann aufs Festland, wo ich viele Freunde habe, die rufe ich dann an um zu fragen, ob sie Zeit und Lust haben mitzukommen. Ich fahre auch viel Seekajak und einmal im Jahr bin ich gewöhnlich 2 Wochen in völliger Autonomie allein oder mit Freunden unterwegs.

Lofoten-Wandern: Als wir uns das erste Mal trafen, hast Du uns von so einer Art Challange erzählt, der darin besteht, alle Gipfel der Inseln zu besteigen? Kannst Du uns mehr darüber erzählen?

Håkon: Angefangen hat das bei mir in den Lyngenalpen, wo ich regelmäßig auf die Gipfel kletterte. Ich bin damit groß geworden. Als ich das erste Mal in die Berge ging, war ich zwei Jahre alt und wollte nicht im Tragesitz bleiben. Ich wollte unbedingt laufen (lacht). Es ist also eine lange Geschichte. Die Berge übten immer schon eine große Anziehungskraft auf mich aus, und zwar in verschiedener Hinsicht. Da ist zunächst der sportliche Aspekt, ich halte mich gerne körperlich fit, aber es geht mir auch und vor allem um die Natur. Als ich vor fünf Jahren auf die Lofoten kam, bin ich auf verschiedene Gipfel gestiegen und dann habe ich von jemandem gehört, der auf Vestvågøya (Insel im Zentrum der Lofoten) alle Gipfel über 100 m Meereshöhe bestiegen hat. Da habe ich mir gedacht, dass 100 m hohe Gipfel ein bisschen zu niedrig sind. Es ging mir nicht unbedingt um die sportliche Leistung, aber wenn Du die Grenze bei einer Höhe von nur 100 m ansetzt, musst Du auf alle möglichen kleinen Hügel steigen und dafür sitzt man dann doch recht lange über der Karte. Das fand ich ein bisschen dumm. Ich war schon auf vielen Gipfeln auf den Lofoten, und dann dachte ich mir, warum nicht auch auf die übrigen Gipfel klettern, quasi als Herausforderung. Der Anreiz, auf alle Gipfel zu steigen kommt daher, dass ich generell gerne neue Orte aufsuche. Es ist spannend, denn man weiß vorher nie, wie der Aufstieg wirklich sein wird. Wie läuft es sich dort? Es auf der Karte zu sehen ist eine Sache, aber schaffe ich es wirklich hinauf bis zum Gipfel? Manche von ihnen sind so abrupt und steil, dass ich beim Loslaufen nicht weiß, ob ich es bis ganz nach oben schaffe. Und natürlich will ich sehen, wie der Ausblick von da oben ist. Auch wenn man schon auf dem benachbarten Gipfel war, weiß man nicht wie es auf diesem sein wird.
Meine Motivation ist die Erkundung der Natur, aus Neugierde aber natürlich auch wegen der Erfahrungen, die man macht und der Gefühle, die man empfindet, zum Beispiel mit Tieren. Aber den Kontakt mit der Natur kannst Du natürlich auch haben, wenn Du immer auf den gleichen Gipfel steigst. Es ist eine Bereicherung, immer neue Orte aufzusuchen, das gibt der Sache etwas Geheimnisvolles (lacht)… und man verfolgt ein Ziel.

Lofoten-Wandern: Wie viele Gipfel hast Du bereits erklommen, seitdem Du vor 5 Jahren angefangen hast?

Håkon: Auf der Insel Vestvågøya habe ich ungefähr 140 Gipfel über 300 m Meereshöhe bestiegen, aber das hängt auch ein bisschen von den Kriterien ab, die man zugrunde legt… Ich habe mir da keine strengen Regeln gesetzt. Grob gesagt, ich war auf allen Gipfeln, die als solche benannt sie (die einen Namen haben).  Dann habe ich auf der Insel Flakstad losgelegt, dort habe ich wohl so um die 80 bestiegen. Ich bin also auf alle Gipfel der Insel geklettert. Dann kam die Insel Moskenesøya dran. Im nördlichen Teil fehlen mir nur noch der Ulvstinden (dt. Wolfsberg) und die Gipfel des Lillejordtinden. Im Süden der Insel war ich noch nicht viel unterwegs, aber das kommt noch.

toundraLofoten-Wandern: Wenn Du alle Gipfel von Flakstadøya und Vestvågøya und dann auch noch die von Moskenesøya geschafft hast, hast Du Dein Ziel fast erreicht. Was wirst Du dann machen, hast Du schon eine Idee für eine neue Herausforderung?

Håkon: Es bleibt noch die Insel Vågan auf den Lofoten, aber ehrlich gesagt habe ich noch keine Entscheidung getroffen. Das kommt auch daher, dass ich eine Vorliebe für Landschaften mit niedriger Vegetation habe, für offene Landschaften. Für mich sind das die Schönsten. Sowohl zum Wandern als auch zum Zelten ist mir diese Art Vegetation hier am liebsten (er zeigt uns mit der Hand auf die dicke, weiche Schicht, auf der wir sitzen bestehend aus Moosen, Flechten und kleinen Sträuchern). In Vågan gibt es viele Bäume und Wälder, da braucht man fast eine Säge, um sich den Weg bis zu so manchen Gipfel freizumachen. Aber ich sage nicht Nein.

Lofoten-Wandern: Wirst Du nach den Lofoten Deine Gipfeljagd woanders fortsetzen?

Håkon: Nein, das heißt, ich weiß es noch nicht. Ich nehme es, wie es kommt. Ich bin nicht wirklich besessen von der Idee, aber sie beschäftigt mich natürlich schon (lacht).

Lofoten-Wandern: War Deine „Eingliederung“ auf den Lofoten einfach?

Håkon: Die war sehr einfach für mich. Nordnorwegen (Nord Norge) ist für seine Gastfreundschaft bekannt. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden des Landes. In Nordnorwegen ist es möglich, einen Autostopper mitzunehmen, ihn mit nach Hause zu nehmen, ihm ein Abendessen anzubieten und ihn für ein oder zwei Tage zu beherbergen. Solche Situationen können vorkommen. Viele Norweger aus dem Süden sind erstaunt über den Empfang und die relative Leichtigkeit, mit der man hier eingeladen wird. Von daher gibt es keinen Unterschied zwischen den Lofoten und der Gegend, aus der ich komme (Lygen), die sich beide in der gleichen Region befinden. Natürlich gibt es kleine lokale Unterschiede im Nordland. In Bodo sind die Leute zum Beispiel etwas zurückhaltender, während du in Tromso, einer Studentenstadt, problemlos mit jedem ins Gespräch kommen kannst.

Lofoten-Wandern: Um noch mal auf die Natur zu sprechen zu kommen, gibt es hier auf den Lofoten etwas Besonderes im Vergleich zu dem Ort, wo Du herkommst? Viele Leute aus dem In- und Ausland reden und träumen von dieser Gegend hier.

Håkon:  Ich erinnere mich noch sehr gut, als ich das erste Mal auf den Lofoten angekommen bin. Ich bin mit der Autofähre über den Fjord gekommen, denn ich wohnte damals in Bodo. Ich weiß noch genau als das Schiff sein riesiges Eisenmaul öffnete und ich die Lofoten sehen konnte. Du kommst am Anlegesteg in Moskenes an und hast den Eindruck, dass die Berge im wahrsten Sinne des Wortes auf Dich fallen. Das Besondere ist, dass die Berge zwar im Vergleich zu woanders relativ niedrig sind, sie aber extrem nahe beieinander stehen. Vegetation gibt es kaum und alles sieht so nah aus. 
Die Lofoten wurden häufig mit den Lyngenalpen in klein verglichen. Und ich, der in Lyngen aufgewachsen bin, kann das verstehen, denn sowohl hier als auch in Lyngen hast Du überall den Fjord, das Meer. Der große Unterschied ist die Höhe der Berge: Sie sind viel höher in Lyngen. Dort, wo ich herkomme, liegt der höchste Gipfel 1833 m ü. M. und im Schnitt sind die Berge 1.200 bis 1.300 m hoch. Wenn man für die Lofoten einen Durchschnittswert ermittelt, dürfte der bei 600 bis 700 m liegen. Ich würde sagen, es ist eine kleine Welt für sich, eine Welt der Sagen, in der man sich nicht eingeengt fühlt, da die Landschaften sehr offen sind.

Lofoten-Wandern: Haben die Norweger und genauer gesagt die Bewohner der Loften ein besonderes Verhältnis zur Natur und wenn ja, warum Deiner Meinung nach?

Håkon: Dazu muss man ein bisschen in die Vergangenheit gehen, in eine Zeit als es noch keine Geschäfte und all so etwas gab. Die Menschen hier haben notgedrungen sehr naturnah gelebt, allein schon aufgrund der Tatsache, dass sie ihren Lebensunterhalt durch Fischfang sichern mussten. Das war die Hauptnahrungsquelle auf den Lofoten und mit den Häusern auf Holzpfählen (Rorbu) sind Spuren aus dieser Zeit noch heute zu sehen. Die Häuser wurden deshalb so gebaut, weil Fischfang das Allerwichtigste war. Naturnähe war eine Lebensnotwendigkeit. Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Anekdoten. Sie erzählen alle davon, dass die Fischer jeden Winkel des Meeresufers haargenau kannten, und dass es ihnen schon genügte, ein kleines Stück Land durch den Nebel zu sehen, um zu wissen wo sie sich befanden. Zum Überleben mussten sie die Natur kennen und dazu zahlreiche Tricks lernen. Es besteht zweifellos ein Unterschied zwischen den Menschen auf den Lofoten, die sehr naturnah sind, und den Bewohnern der großen Städte, in denen man sich schon damals seine Nahrung auf ganz anderem Wege beschaffte. 
Doch wenn ich heutzutage hier auf den Lofoten in den Bergen unterwegs bin, ist die Wahrscheinlichkeit einen Touristen zu treffen, genauso hoch wie die, einem Einheimischen zu begegnen. So viele Einheimische wandern hier gar nicht. Im dichter besiedelten Südnorwegen gibt es sehr beliebte Trekking- und Wander-Klassiker (Hardangervida, Jotunheimen…), bei denen man viele Leute antrifft. In Nordnorwegen dagegen, egal ob in den Lyngenalpen oder auf den Lofoten, ist die Wahrscheinlichkeit fast höher, einem Touristen statt einem Einheimischen zu begegnen.

Lofoten-Wandern: Hat die Tatsache, dass die Einheimischen nicht viel wandern, nicht auch damit zu tun, dass ihr Leben komplett dem Fischfang gewidmet war, sie also eher dem Meer als dem Landesinneren zugetan war?


Håkon: Es stimmt, dass es hier nicht viel zu jagen gab. Zum Beispiel keine großen Säugetiere. Man hat Vogelreste gefunden, die früher gejagt wurden, aber das war's auch schon. 
Wenn ich kurz eine Anekdote erzählen darf, das erinnert mich daran, als ich damals bei mir in der Gegend auf einer Wanderung unterwegs war und einen alten Herrn getroffen habe. Es war Winter und er hat mir erlaubt, mein Auto bei ihm abzustellen. Ich stieg also das Tal hinauf, machte meine Wanderung, allein, und als ich wieder zurückkam, fragte er mich nach dem Grund meiner Wanderung…. und dann erzählte er mir, dass er als Kind auch viel in den Bergen unterwegs war, allerdings um Rebhühner zu fangen. Es gab also einen Grund, dorthin zu gehen. Er konnte nicht verstehen, warum ich alleine in die Natur ging, ohne jeden Grund in seinen Augen. Als ich ein anderes Mal allein mit einem Kajak unterwegs war, kam ich mit einem Mann an Bord seines Schiffes ins Gespräch. Er erzählte mir sehr schnell, dass es weiter innen im Fjord eine Hütte gäbe, und dass Menschen dort seien und dass ich ruhig dort hinfahren sollte, um mit ihnen zu plaudern. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass er glaubte es würde mir an Gesellschaft fehlen. Er konnte nicht glauben, dass ich dort freiwillig und gerne allein unterwegs war.

Lofoten-Wandern: Und sind die jungen Generationen der Norweger Wanderer?

Håkon: Die Erwartungen an Outdoor-Aktivitäten sind sehr hoch. Die norwegischen Fremdeverkehrsbüros haben diese Aktivitäten sehr in den Vordergrund gestellt. Auch im Fernsehen wird Werbung dafür gemacht. Und in Debatten um das Gesundheitswesen geht es immer wieder um dieses Thema. Aktiv zu sein, wandern zu gehen ist immer mehr angesagt und das Phänomen nimmt zu. Man muss sagen, dass sich die Dinge in Norwegen sehr geändert haben. Wenn man die Generation meines Vaters oder noch mehr die meines Großvaters betrachtet, muss man sagen, dass früher die Arbeit die Menschen so sehr ermüdete, dass sie am Wochenende  nur noch ausruhen wollten. Aber heute haben wir Zeit, wandern zu gehen und es stimmt schon, dass wir in Norwegen nicht mehr so hart oder auf alle Fälle nicht mehr so viele Stunden arbeiten wie in manch anderen Ländern. Aber trotzdem gehen nicht alle wandern und Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit höherer Bildung generell mehr auf ihre körperliche Verfassung achten und daher auch mehr Sport treiben.


SolbjornvatnetLofoten-Wandern: Lappland ist ja nicht weit weg von hier, haben die Samen ein anderes Verhältnis zur Natur als die übrigen Norweger?

Håkon: Ich kenne mehrere Geschichten über die Lappen. Sie kennen die Vida (Tundraplateau) wirklich sehr gut. Für uns sieht alles gleich aus, ein Hubbel gleicht dem anderen. Sie finden ihren Weg ohne GPS-Gerät und ohne Karte. Die haben die Karte hier oben, im Kopf. Es ist unglaublich, auch wenn die Sicht gleich Null ist, sie finden ihren Weg. Eine Verwandte von mir arbeitet in Svalbard (Spitzbergen) als Leiterin des Rettungsdienstes und sie hat mir mal eine Geschichte erzählt. Eine Gruppe hatte sich irgendwo in der Natur verlaufen und sich geteilt, so dass ein Same allein blieb. Der andere Teil der Gruppe kam schließlich in Longyearbyen (Hauptstadt von Spitzbergen) an, doch der Same blieb verschwunden. Daraufhin sagte einer aus Spaß: „Keine Sorge, er ist doch ein Same, der wird den Weg schon finden“. Und er ist tatsächlich wieder aufgetaucht, ohne GPS-Gerät, ohne irgendeine Orientierungshilfe, bei schlechter Sicht und starkem Wind. Bei seiner Ankunft wurde er gefragt, wie er das denn geschafft hätte. Und er antwortete im Scherz: „Ich habe den Weg gerochen“. Die haben was, was wir nicht haben.
Mein Vater, der in der Nähe von Alta (Stadt im norwegischen Lappland) zur Schule ging, hat mir mal erzählt, dass er mit lappischen Freunden zum Angeln gehen wollte. Mehrere Tage lang hat es in Strömen geregnet. Alles war nass und als sie ein Feuer machen wollten, dachte sich mein Vater, dass das nie brennen würde. Denkste, in ein paar Sekunden war das Feuer angezündet. Und dem Anschein nach war alles klatschnass. Die kennen sich aus.


Lofoten-Wandern: Leben auf den Lofoten viele Samen?
Håkon: Es gibt schon einige. Ich habe auch lappisches Blut. Aus Spaß sage ich immer, dass ich die uralten Gene der Urvölker habe (lacht). In Lyngen trafen seinerzeit die folgenden drei Stämme zusammen: die Nordmannen (Norweger), die Kvenen (ethnische Minderheit in Norwegen, die  im 18. und 19. Jh. aus Nordfinnland und Schweden nach Norwegen eingewandert sind) und die Samen. Diese Völker haben sich vermischt. Was mich betrifft, muss man den Familienstammbaum etwas zurückgehen, aber ich habe beispielsweise samische Cousins, die in der Finnmark Rentiere züchten. Die Samen wurden in Norwegen lange Zeit unterdrückt. Aber das ist heute anders. Bei mir in Lygen sind alle Schilder dreisprachig, samisch, kvenisch und norwegisch, das sind die drei Landessprachen.

Kolkraben fliegen über uns her und amüsieren sich sichtlich im Wind, der über die Kammhöhe fegt, auf der wir uns befinden. Sie fliegen paarweise und absolut synchron.


Lofoten-Wandern: Das ist vielleicht nicht sehr poetisch, aber diese Vögel fliegen wie Jagdflugzeuge!
Håkon: Ja, sie trainieren spielerisch. Sie gehören zu den wenigen Vögel, die auch auf dem Rücken fliegen können.
Ich hatte schon unglaubliche Begegnungen mit Vögeln, vor allem auch mit Adlern. Einmal musste ich mich wohl in der Nähe eines Nistgebietes befinden. Etwa zehn ausgewachsene Adler kreisten über meinem Kopf. Und genau in dem Moment, in dem ich zu ihnen hoch schaute, sah ich wie ein Adler seine Klauen öffnete und einen Klumpen Erde zu meinen Füßen fallen ließ. Das war eindeutig eine Warnung, auch wenn ich noch nie wirklich von Adlerangriffen gehört habe. Ein ähnliches Ereignis ist mir vorher schon einmal passiert, als ich mich ganz in der Nähe eines Adlerhorstes befand. Einer der beiden Eltern tat so, als fliege er im Sturzflug auf mich zu. Etwa zwanzig Meter über meinem Kopf drehte er ab, er hatte nur geblufft, aber beeindruckend war es allemal, vor allem mit den nach vorne gestreckten Klauen.  Ein anderes Mal suchte ich oben auf einem Berg nach einem Alternativweg für den Abstieg und ich gelangte an den Rand eines Steilhangs. Ich beugte mich etwas über den Rand hinaus, um nach unten zu sehen und einen halben Meter unter mir saß ein Adler in seinem Nest  (Seeadler können eine Spannweite von bis zu 2,70 m erreichen und ihre Körper sind so groß wie ein Hund). Er drehte seinen Kopf zu mir und guckte mich an. Ich habe ihn eine Weile angeschaut und er rührte sich nicht. Das werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen. Erst beim Abstieg kam mir die Idee, dass ich ihn hätte fotografieren können, aber na ja, das hätte vielleicht nicht viel gebracht und es hätte sicher nicht mit dem Bild gleichziehen können, das mir in Erinnerung geblieben ist.

 

 Interview vom 5. September 2013, übersetzt aus dem Norwegischen von David und Magdalena

Rando-Lofoten : Ce n’est peut-être pas très poétique, mais ces oiseaux volent comme des avions de chasse !

 

Håkon : Oui, ils s’entrainent en jouant. C’est un des rares oiseaux à pouvoir voler à l’envers.

 J’ai d’ailleurs eu des rencontres incroyables avec des oiseaux et notamment avec des aigles. Une fois, je devais être à proximité d’une zone de nidification. Une dizaine d’aigles adultes ont commencé à tourner au-dessus de ma tête. Et au moment précis où j’ai levé la tête pour les regarder, j’ai vu un des aigles ouvrir ses serres et une petite motte de terre est tombée à mes pieds. C’était un avertissement, même si je n’ai jamais entendu parler de vraies attaques d’aigle. Une expérience similaire m’était déjà arrivée alors que je me trouvais très près d’un nid d’aigle. Le parent, avait fait semblant de me foncer dessus. Il s’est quand même arrêté à une vingtaine de mètres au–dessus de ma tête, c’était du bluff, mais ça impressionne quand même surtout lorsqu’il plonge les serres en avant.  Une autre fois, sur le haut d’une montagne, je cherchais un chemin alternatif pour redescendre et je suis arrivé au bord d’une falaise qui tombait à pic. Je me suis légèrement penché au-dessus du vide pour voir, et à une cinquantaine de centimètres sous mes pieds, il y avait là un aigle assis dans son nid (les pygargues à queue blanche peuvent faire jusqu’à 2 m 70 d’envergure, ils ont un corps de la taille d’un chien). Il a tourné sa tête vers moi et m’a regardé. Je l’ai regardé un bon moment, et il n’a pas bougé. Je m’en rappellerai toute ma vie. Ce n’est que sur la redescente que je me suis dit que j’aurais pu le prendre en photo, mais bon, ça n’aurait peut-être pas donné grand-chose, et puis ça n’aurais pas égalé l’image que j’ai gardé dans la tête.

 

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